Das Beste vorne Weg. An den Paralympics in Rio konnte ich im Strassenrennen die Bronzemedaille gewinnen!!!
Aber von Anfang an…
Wir Handbiker reisten kurz vor der Eröffnungsfeier nach Rio. Ich war sehr gespannt auf die Stadt und den Anlass. Trotz intensivem Verfolgen der olympischen Spiele wusste ich nicht genau was mich erwartete.
Natürlich kannte ich die Rennstrecke am Strand von Pontal bereits von Bildern und war folglich nicht überrascht bei der ersten Besichtigung. Am brasilianischen Nationalfeiertag befuhren wir erstmals die Strecke im Handbike. Die ganze Stadt schien auf dem Weg an den Strand zu sein. Wir wurden äusserst freundlich „empfangen“, sehr oft fotografiert und gefilmt:) Auch im Allgemeinen erlebte ich die Brasilianer als äusserst freundliche Leute.
Die Eröffnungsfeier war der erste Höhepunkt meines Aufenthalts, der Einmarsch ins Maracana Stadion unbeschreiblich. Das lange warten vor dem Stadion (wir waren ca. Landnr. 140) hat sich definitiv gelohnt.
Während für die anderen Athleten die Wettkämpfe begannen, absolvierten wir unsere letzten Wettkampfvorbereitungen. Trotzdem hatten wir auch Zeit das Leichtathletikstadion und das Velodrome zu besuchen und unsere Landsleute im Einsatz zu unterstützen. Am ersten Sonntag der Spiele gewann Marcel Hug die erste Medaille für die Schweiz und wir Handbiker gingen auf einen Ausflug auf den Zuckerhut und zum House of Switzerland.
Und dann galt es auch für uns so langsam ernst. Als erstes stand das Zeitfahren über 20km auf dem Programm. Die komplett flache Strecke war wohl für praktisch keinen Schweizer Athleten ideal. Dementsprechend ernüchternd war auch der Blick auf die Rangliste. Ich kämpfte ab Kilometer 5 mit Schaltproblemen und gab das Rennen in der Hälfte auf. Zu einer Medaille hätte es aber auf keinen Fall gereicht. Heinz wurde zB mit 2/10Sekunden Rückstand auf Rang drei Vierter. Abhacken, weiter kämpfen.
Ich wusste, dass ich im Strassenrennen vom Donnerstag die grössten Chancen auf Edelmetall haben würde. Dementsprechend nervös war ich am Start. Und es ging gleich los wie die Feuerwehr. Der Italiener Luca Mazzone und der Amerikaner Will Groulx setzten sich gleich an die Spitze und zogen weg. Ich war in der Verfolgergruppe mit Sheridan (USA), Backmann (SWE) und Hindricq (BEL). Wir versuchten kurz den Anschluss wieder herzustellen, konzentrierten uns dann aber auf den Kampf um Bronze. Jeder fuhr seine Ablösungen, dementsprechend taktisch und eher gemächlich verlief das Rennen. Einige Tempoverschärfungen von Sheridan und Backmann konnte ich gut folgen. Es lief wie vermutet auf den Schlusssprint hinaus.
Ich besetzte ca. 3km vor dem Ziel die zweite Position hinter Sheridan und behielt diese. In der zweitletzten Kurve, rund 1200m vor dem Ziel, übernahm sich der Amerikaner und stürzte. Ich ging nochmals an die letzte Position und wählte um die letzte Kurve eine andere Linie als meine Gegner, konnte deshalb mehr Geschwindigkeit mitnehmen und im Schlusssprint an ihnen vorbei ziehen.
Dieser dritte Rang war das absolute Optimum, welches ich erreichen konnte und meine Freude kennt keine Grenzen (ich kriege jetzt beim Schreiben schon wieder Gänsehaut:)). Die Siegerehrung war super toll und ich konnte endlich meine Medaille in Empfang nehmen! Kurz darauf hat Marcel Hug seine erste Paralympics-Goldmedaille gewonnen. Perfekt!
Vor Ort hatte ich auch einen kleinen Fanclub:) Meine Mutter kam mit drei Kollegen, sowie mein Cousin Andy und sein Kollege (und die anderen Schweizer Fans) unterstützten uns lautstark an der Strecke.
Leider lief es meinen Teamkollegen in den anderen Klassen nicht so toll. Auch im abschliessenden Team Relay lief es nicht für uns. Wir hielten über 2/3 des Rennens den Kampf um Rang drei spannend. Am Ende zogen die Belgier dann aber doch noch weg. Trotzdem haben wir am Abend im House of Switzerland mit einem Caipi auf unsere Erfolge angestossen:)
Plötzlich gingen die Spiele dann sehr schnell zu Ende. Wir sahen uns noch den Marathon an der Copacabana an (Marcel Goldnr. 2) und mussten uns beeilen zur Schlussfeier. Diese war dann ehrlich gesagt eher mässig und wir gingen nach einer Stunde nach Hause.
Nun bin ich seit gut einer Woche wieder zu Hause und erhole mich langsam:)
Zum Schluss möchte ich mich noch ganz herzlich bei allen bedanken, die mich auf meinem Weg unterstützt haben. Ohne euch wäre das nie und nimmer möglich gewesen!!!
DANKE VIIL, VIIL MOOL!!!!!!
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