11.09.2012, Bericht nach den paralympischen Spielen in London 2012
Zurück in der Schweiz. Ich bin immer noch völlig überwältigt von all diesen Eindrücken und Emotionen der vergangenen Tage. Ich versuche hier chronologisch diese Erlebnisse weiter zu geben. Die Ankunft in London war schon mal speziell. Die vielen Volunteers, die uns halfen, gaben mir einen ersten Vorgeschmack auf das, was kommen sollte. Wir kamen dann ins Village und ich bekam eine kurze Führung, bei welcher ich aus dem Staunen nicht mehr raus kam. Danach musste ich das Dorf aber gleich in Richtung Brands Hatch verlassen, weil mein Vater keine Akreditierung bekam. Einen Tag später quartierte sich auch Ursula Schwaller im Hotel ein. Sie und Marcel haben viele Stunden in die Vorbereitung und Rekognoszierung investiert und immer geplant in Brands Hatch zu übernachten. Das machte mir das Leben unglaublich viel leichter und gab mir die Sicherheit, dass alles klappt. Am Sonntag und Montag fuhren wir dann Abends ins Village zu Massage, Essen und Meeting. Auch in der Dining Hall war ich sprachlos und leicht überfordert vom grossen Angebot. Am Montag absolvierte ich mit Ursula ein Training auf der Strecke und stellte mich auf die Herausforderung ein. Am Dienstag fuhr ich mit Volunteer Brian ins Village zum Krafttraining und am Abend stieg dann langsam die Anspannung für das Zeitfahren vom Mittwoch. Dieses lief mir nicht so gut. In meinem ersten Olympiarennen wurde ich 9. Ich denke, mein geringes Gewicht hat mich in den schnellen Abfahrten etwas Zeit gekostet was genau passiert ist muss ich mit etwas Abstand dann noch analysieren. Sandra Graf und Heinz Frei konnten sich die Goldmedaille umhängen lassen. Ursula erkämpfte sich mit Lähmungserscheinungen im Daumen noch Bronze. Am Donnerstag hatte Peter einen Day Pass fürs Village und Begleitete mich zusammen mit Physio Nadine ins Krafttraining. Am Abend besuchte uns Nationaltrainer René Savary in Brands Hatch und ich besprach mit ihm meine Taktik fürs Strassenrennen. Nach dem Abendessen konnten wir uns noch Marcel Hug’s fahrt zu Silber über 800m im TV ansehen. Das hat mich nochmals voll motiviert. Am Morgen hiess es dann bei Zeiten aufzustehen und bereit machen. Von Nadine wurde ich noch super getapt und dann stand ich schon am Start. In der ersten Runde im grossen Pulk hielt ich mich zurück, auch um gefährlichen Situationen in der heiklen Rechtskurve aus dem Weg zu gehen. Ich merkte aber, dass ich am Berg stark war und in den Abfahrten kam ich im Windschatten gut mit. Es wurde dann in jeder Runde ein Fahrer distanziert und ich konnte immer noch dran bleiben! Auch die Stimmung an der Strecke war einizigartig und ist mit nichts was ich je erlebt habe zu vergleichen. Auf der Zielgeraden machten die Leute einen riesen Lärm. Die Fans von Ursula Schwaller haben sich an einen harten Aufstieg gestellt und mich dort jedes Mal von unten bis oben hoch geschriehen. Die letzten beiden Runden waren dann nur noch der Favorit aus Irland Mark Rohan und der immer noch sehr starke Wolfgang Schattauer aus Österreich dabei. Ich konnte in dieser Phase nicht mehr führen und blieb in Marks Windschatten. Am Ende der zweitletzten Runde konnten wir auch Schattauer distanzieren, doch er kämpfte sich zwei Mal wieder heran. Am Schluss hatte Mark verdient das bessere Ende für sich. Congrats Mark! Ich war und bin überglücklich mit dem Gewinn der Silbermedaille. Ich habe wirklich Silber gewonnen und nicht Gold verloren. Die Siegerehrung wurde zu meiner Überraschung mit Bundesrat Alain Berset bestritten. Es war noch schöner die Medaille von ihm überreicht bekommen zu haben. Am Sonntag fand noch die Schlussfeier statt. Ich durfte nun auch einmal Erleben, wie es ist in das Randvolle Olympiastadion einzulaufen. Diese Emotionen habe ich noch micht verarbeitet. Am Montag wurden wir in Zürich begrüsst und am Abend ging es weiter nach Hölstein. Dort wurde ich vom Gemeinde- und Regierungsrat, von Verwandten und Freunden und vielen Hölsteinern empfangen. Es war überwältigend! Vielen Dank!!!